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Wir sind die gleichen Leute - Gespräch mit Mag. Georg Stöger
9. Juni 2014
Zeitschrift EURO
Entwicklung der gegenseitigen Beziehungen und grenzüberschreitender Zusammenarbeit bilden die Schwerpunkte des neuen österreichischen Honorarkonsuls für Mähren.
Zum Honorarkonsul für Mähren wurde der Unternehmer und Partner der Steuerberatungskanzlei AUDITOR Herr Mag. Georg Stöger Mitte Mai ernannt. „Ich bin in der niederösterreichischen Stadt Horn geboren, die nur 30 km von der tschechischen Grenze entfernt ist. In meinen jugendlichen Zeiten waren wir bloß auf Westeuropa orientiert und hatten dadurch das Gefühl, dass wir uns in einer Sackgasse befinden. Daher stellte die Grenzöffnung für meine Generation eine dramatische Änderung dar. Daher nehme ich mit großer Befriedigung den neuen Schwung wahr, der in die Annäherung zwischen unserer benachbarten Bevölkerung gekommen ist. Mein neues Amt ermöglicht es mir nun dazu noch mehr beizutragen“, so Georg Stöger.
EURO: Wo liegt Ihrer Meinung nach das größte Potenzial für Verbesserung der Verhältnisse zwischen den zwei (benachbarten) Ländern?
STÖGER: Zum Beispiel im Bereich der grenzüberschreitenden Problemlösung, wie Gesundheitsversorgung, Kulturkontakte, Kriminalitätsbekämpfung und Katastrophenschutz. Als das Einkaufszentrum Excalibur in Hatě vor einigen Jahren in Brand stand, war die österreichische Feuerwehr ungefähr 500 m vom Feuer entfernt und es dauerte viel zu lange, bis sie eine Genehmigung zum grenzüberschreitenden Eingriff erhielt. Das Potenzial liegt jedoch nicht nur in gemeinsamen Problemlösungen sondern auch im Kulturbereich – es gibt nämlich eine ganze Reihe von grenzüberschreitenden Projekten. Diese würde ich gerne hervorheben und für ihre Publizität sorgen und sie generell unterstützen. Z. B. wurde im Mai auf der Thayabrücke in Hardegg, die beide Länder verbindet, ein Picknick zum 25. Jubiläum der Grenzöffnung veranstaltet. In der Vergangenheit veranlassten die Kommunisten eine radikale Abriegelung: Die Holzbretter wurden auf der tschechischen Brückenseite abmontiert. Die Flussmitte der Thaya war ab sofort eine Grenze, die 40 Jahre lang nicht überschritten werden durfte. Nach dem Jahr 1989 wurden die beiden Flussufer durch eine portierbare Brücke wieder verbunden – die Brücke wurde zu einem Symbol. Genau solche Veranstaltungen möchte ich unterstützen.
EURO: Wo glauben Sie, liegen im Gegenteil die größten Herausforderungen der tschechisch-österreichischen Beziehungen?
STÖGER: Im weiteren Aufbau menschlicher Beziehungen über die Grenze und indem wir aufhören, in die Gegenwart die schlechten Erfahrungen der Vergangenheit zu übertragen. Es ist wichtig, die historischen Wurzeln nicht zu vergessen und die Tradition zu beachten, doch wir sollten von der Vergangenheit das Gemeinsame und das Positive nehmen und aus den vergangenen Fehlern und Katastrophen eine Lehre ziehen. Vor allem im Grenzgebiet gibt es eine ganze Reihe von negativen Ressentiments. Es sollte uns bewusst werden, dass wir Österreicher den Tschechen nahe sind, wesentlich näher als z. B. den Deutschen. Wir sind einfach die Gleichen. Nur zwischen unseren Völkern hat sich leider eine Grenze eingeschlichen. Früher war es die geographische, dann der Eiserne Vorhang, zuletzt die in unseren Köpfen und Herzen. Und diese Grenze ist zu beseitigen.
EURO: Vor der Bestellung zum Honorarkonsul waren Sie jahrelang Präsident der Vereinigung der Österreicher in der Tschechischen Republik. Was setzt sich diese Organisation zum Ziel?
STÖGER: Derzeit leben ca. 400.000 Österreicher im Ausland. Organisationen wie der Weltbund der Auslandsösterreicher setzen sich zum Ziel, diese Menschen zu verbinden. Unsere Vereinigung bietet eine Plattform für Begegnungen sowohl für Österreicher allein, als auch für Österreicher mit den Tschechen untereinander. Wir haben z.Z. ca. 350 Mitglieder – unter ihnen besonders Österreicher, aber auch einige Tschechen, und wir organisieren verschiedene Veranstaltungen, z. B. Sportturniere. Als Höhepunkt gilt hier unser alljährlicher Ball im Palais Žofín. Heuer fand er bereits zum 14. Mal statt, und es ist uns gelungen, nach Prag die richtige Stimmung des authentischen Wiener Balls zu bringen. Darüber hinaus genießt der Ball der Österreicher ein große Prestige. In der Vergangenheit wurde er bereits von drei Premierministern und einer ganzen Reihe von anderen tschechischen hochrangigen Politikern oder Managern besucht.
EURO: Sie sind nicht nur ein öffentlich aktiver Mensch, sondern auch ein erfolgreicher Unternehmer. Welche Dienstleistungen bietet Ihre Beratungsgesellschaft AUDITOR an?
STÖGER: Unsere Gesellschaft ist in der Tschechischen Republik, in Österreich und in der Slowakei tätig. Unsere Kanzleien finden Sie außer Prag, Wien und Bratislava in Brno, Horn und Pelhřimov. Wir gewährleisten Steuerberatung, Finanzbuchhaltung, Personalverrechnung, Wirtschaftsprüfung und weitere damit zusammenhängende Dienste. Womit wir uns von den anderen Firmen unterscheiden ist, dass wir aufgrund von unserer langjährigen Anwesenheit, den tschechischen Markt sehr gut kennen, und im Stande sind, unsere Klienten auch in den Bereichen außerhalb der Steuer und Buchhaltung zu beraten. Den Auslandsinvestoren empfehlen wir beispielsweise überprüfte Banken, Übersetzer, Personalagenturen oder Rechtsanwälte. Wir verfügen über ein umfassendes Netz von Kontakten, das wir unseren Klienten gerne zur Verfügung stellen. Ein weiterer großer Vorteil unter anderem ist - z. B. im Gegensatz zu den anglo-sächsischen Kanzleien eine große Kontinuität: unsere Mitarbeiter sind bei uns langjährig beschäftigt und somit können sie unseren Klienten Dienste von wirklich hoher Qualität anbieten, die ganz genau an ihre realen Bedürfnisse angepasst sind.
EURO: Für welche Klientel ist AUDITOR bestimmt?
STÖGER: Unsere Klienten bestehen vorwiegend aus ausländischen Investoren in CZ, wobei ca. 65 Prozent davon aus den deutschsprachigen Ländern stammen. Es kommen aber immer wieder neue tschechische Klienten auf uns zu, die wir besonders bei deren Expansion auf ausländischen Märkten unterstützen können. Gerade in Österreich vertreten wir immer mehr tschechische Gesellschaften, die dort ihre Niederlassungen gründen wollen. Am häufigsten handelt es sich um Unternehmen im Bereich Dienstleistungen, namentlich Bauwesen und Handel. Für die tschechischen Unternehmen wird der heimische Markt nun viel zu klein, sie sind international konkurrenzfähig und haben schon eine gewisse Schüchternheit der 90-er Jahre überwunden. Darum sehen sie immer mehr nach ausländischen Möglichkeiten/ Gelegenheiten. Österreich ist logischerweise eine der ersten Gelegenheiten, wo man sein Glück versuchen kann.